Edutainment, 2020

»Die App ist ein Augenschmaus. Wunderschön gemacht!«

Peter Backof, Deutschlandfunk

Mit einer App die eigene Folgenlosigkeit durchspielen. Die App »Schule der Folgenlosigkeit« wurde in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) entwickelt. Kleine Games, Expert:inneninterviews und Tutorialvideos richten sich an alle, die über den Zustand unserer Welt nachdenken – und verstehen wollen, wie die eigene Lebenswirklichkeit mit Klimawandel und gesellschaftlichen Strukturen verbunden ist.

Im Rahmen der Ausstellung Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) starten die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) und das MK&G die gleichnamige App als mediale und inhaltliche Erweiterung der Ausstellung.

Zu jedem der zwölf Handlungsfelder der »Schule der Folgenlosigkeit« – wie Warten, Entscheidungen abgeben, Zerstören, die Besinnung verlieren oder Solidarität – gibt es ein einführendes Tutorial. Denkanstöße in unterhaltsamen Interviews geben Expert*innen wie der Soziologe Hartmut Rosa, der Sozialpsychologe Harald Welzer, der Schauspieler Eric Stehfest, die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy oder Klima-Aktivist Tadzio Müller.

Mit den Übungen werden die Nutzer:innen selber aktiv, in der Küche, auf dem heimischen Sofa oder unterwegs. So müssen die Lernenden den Stein des Sisyphos einen virtuellen Berg hinaufrollen oder einen Stapel virtueller Gläser durch die Wohnung balancieren. Sie können mit dem Smartphone in der Hand tanzen, bis sie die Besinnung verlieren, danach im Multiple-Choice-Test die eigene Wissensperspektive zum Zustand der Welt erweitern oder einfach mal ganz entspannt… warten.

Noch mehr Aktivität erfordern die Aufgaben, die dazu anregen, künstlerisch in den sozialen und öffentlichen Raum zu intervenieren. So gilt es, Warteschlangen zu initiieren, einen Eierlaufparcours aufzubauen oder einen ekstatischen Tanz aufzuführen. Ihre Übungen, Aufgaben und Überlegungen sollen die Nutzer*innen mit allen teilen, mit denen sie die Veränderungen gestalten und leben möchten. Der Hashtag #folgenlos schafft in den sozialen Medien eine große Öffentlichkeit, um die Grundfragen der Gesellschaft zu diskutieren. Denn zur Schule der Folgenlosigkeit gehören auch Ausblicke und Auswege wie Bessere Zukünfte erträumen, eine Gegenmacht herzustellen und Zusammenhalt schaffen.

»Die Idee ist reizvoll – auch die App an sich ist charmant.«

Tobias Krone, Deutschlandfunk Kultur

Expert:innen: u.a. Hartmut Rosa, Bénédicte Savoy, Eric Stehfest, Harald Welzer
Design: refrakt (Alexander Govoni und Carla Streckwall)
Filme: Jakob Brossmann

Kooperationspartner
HFBK Hamburg, Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Hamburg Open Online University (HOOU)

Download im Google Play Store und Apple App Store

Zugehörige Projekte

Stadt

Hauptstadt der Folgenlosigkeit

Ein ein-jähriges urbanes Spektakel als Erprobungsversuch in freudvoller Unterlassung

Von Mai 2022 bis April 2023 war Heilbronn »Hauptstadt der Folgenlosigkeit«. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Harry Mergel organisierte der »Bund der Folgenlosen« mit zahlreichen lokalen Akteur:innen und Institutionen eine Reihe von Ausstellungen, Lesungen, Konzerten, Festen, Performances und Vorträgen, die sich alle um Folgenlosigkeit, Nicht(s)tun und Vermeidung drehten.

Ausstellung

Rechenschaftsbericht

Eine Installation im Kunstverein Heilbronn legt Rechenschaft über die »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« ab.

Mit einer mehrteiligen Installation im Kunstverein Heilbronn legen die künstlerischen Leiter der »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« – Friedrich von Borries, Tobias Frühauf und Philipp Wolpert – Rechenschaft über Erfolg, Scheitern und Zukunft der urbanen Versuchsanordnung ab. Präsentiert werden Fotografien, Texte, ein Film sowie verschiedene interaktive Stationen, die das zwölfmonatige Projekt künstlerisch reflektieren.

Intervention

Stipendium für Nicht(s)tun

Was würden Sie unterlassen, wenn Sie 5000 Euro bekommen? Das fragte das »Stipendium für Nicht(s)Tun«.

Was würden Sie unterlassen, wenn Sie dafür 5000 Euro bekommen? Das fragte das »Stipendium für Nicht(s)Tun« im Rahmen des Stadt- und Kunstprojektes »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« in Heilbronn. Über 200 Leute nahmen teil! Sie gingen der Frage nach, wie ein sinnvolles Leben vor dem Hintergrund von Klimawandel und sozialer Ungleichheit zukünftig aussehen kann – und gründeten schließlich ein »Nicht(s)tun-Kollektiv«.

Intervention

Amt für Folgenlosigkeit

Im Rathaus von Heilbronn bot der »Bund der Folgenlosen« eine Sprechstunde über Folgenlosigkeit an.

An zwei Tagen in der Woche bietet der Bund der Folgenlosen Sprechstunden an. Bewerber:innen, die keine Online-Bewerbung durchführen können, Rückfragen zum Stipendium für Nicht(s)-Tun oder zum Projekt »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« haben, finden im »Amt für Folgenlosigkeit« Unterstützung und Auskunft. Das Projektteam ist zu den Sprechzeiten auch Ansprechpartner für Personen, die gerne selbst ein Format innerhalb des Festivals »Hauptstadt der Folgenlosigkeit« durchführen oder entwickeln wollen.

Film

Die Kunst der Folgenlosigkeit

Ein Film über Nachhaltigkeit und die Aufgabe der Kunst in Zeiten der ökologischen Katastrophe.

Was ist Kunst, was kann, soll sie politisch bewirken? »Die Kunst der Folgenlosigkeit« ist ein Film über die Aufgabe der Kunst in Zeiten der ökologischen Katastrophe. Wie wichtig ist Erfolg und was bedeutet es, ein Leben ohne negativen Folgen zu führen? In einer Collage aus fiktionalen und dokumentarischen Szenen entpuppt sich die »Kunst der Folgenlosigkeit« als ein unmögliches, aber dennoch erstrebenswertes Ideal.

Publikation

Fest der Folgenlosigkeit

Ein Roman über Kunst, Selbstüberschätzung und Gewalt – und ein Museum für ökologische Kunst.

Ein Roman über Kunst, Nachhaltigkeit und ein Museum für ökologische Kunst. Selbstüberschätzung trifft auf Lebensangst, Verzweiflung auf Hoffnung, Aktivismus auf Gewalt. Unerwartete Beziehungen entstehen, die im verschwenderischen »Fest der Folgenlosigkeit« ihren explosiven Höhepunkt finden.

Ausstellung

Schule der Folgenlosigkeit (Ausstellung)

Wie sähe ein Leben aus, das – im ökologischen, aber auch im virologischen Sinne – möglichst folgenlos bleibt?

Wie sähe ein Leben aus, das möglichst folgenlos bleibt? Könnte Folgenlosigkeit ein neues regulatives Ideal werden, wie Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit, unerreichbar, aber dennoch erstrebenswert? Welche Auswirkungen hätte ein solches Streben auf die materielle und immaterielle Gestaltung unseres Alltags, auf die Wirtschafts- und Sozialordnung, auf unseren Glauben und auf die Art, wie wir miteinander umgehen?

Intervention

Stipendium für Nichtstun

1600 Euro damit man etwas unterlässt. Das »Stipendium für Nichtstun« war Teil der »Schule der Folgenlosigkeit« und hinterfragte die gängigen Mechanismen des Leistungsdenkens. Es lud dazu ein, über die Verbindung der eigenen Lebenswirklichkeit, der gesellschaftlichen Strukturen und dem Klimawandel nachzudenken. Aus 2864 Bewerbungen aus 70 Ländern wurden drei Gewinner:innen wurden ausgewählt.

Publikation

Vorüberlegungen für eine Ethik der Folgenlosigkeit

Wir leben in einer merkwürdigen Zeit, in der gleichzeitig nichts und doch alles möglich zu sein scheint. Vor allem aber leben wir gerade in einer Zeit, in der unser Handeln einem neuen gesellschaftlichem Paradigma unterworfen wird: der Folgenlosigkeit. Der Essay »Vorüberlegungen für eine Ethik der Folgenlosigkeit« gibt Einblick in die dem vielschichtigen Projekt zugrundeliegenden Überlegungen.